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China-Aktien: Ausgangsbedingungen für eine Erholung am Aktienmarkt sind besser als im Westen

Die Ausgangsbedingungen für eine Erholung am Aktienmarkt sind besser als im Westen. Doch Omikron könnte Anlegern einen Strich durch die Rechnung machen. Von Julia Groß, Euro am Sonntag

Um in den "closed loop" des Olympischen Dorfs zu kommen, haben Athleten in den letzten Wochen einiges auf sich genommen: drei negative PCR-Tests, zwei Wochen tägliches Gesundheitstagebuch, wer nicht geimpft ist, muss gar nach der Einreise nach China drei Wochen in Quarantäne. Ob Sportlerinnen und Sportler dann aber wirklich heute bei der Eröffnungsfeier der 24. Olympischen Winterspiele ins Pekinger National Stadium einlaufen oder bei den Wettbewerben ihrer Disziplin antreten dürfen, entscheiden die Behörden anhand eines täglich erfolgenden PCR-Tests.

Die Welt blickt auf China dieser Tage. Neben athletischen Höchstleistungen und dem heiklen Thema Menschenrechte steht dabei vor allem eine Frage im Raum: Schafft es die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, das sportliche Großereignis nicht zu einem Superspreader-Event werden zu lassen?

Risiko für die Weltwirtschaft

Davon hängt viel ab - auch für Anleger. Die Weltwirtschaft ist eng mit dem Schicksal Chinas verknüpft. Reagiert Peking wie gehabt im Rahmen seiner Zero-Covid-Strategie mit strengen Lockdowns und Unternehmensschließungen auf einen Anstieg der Fälle, ist auch der Rest des Globus betroffen. Insbesondere Deutschland, das aus keinem anderen Land so viele Waren bezieht wie aus China. Erneute Lockdowns "könnten zum Flaschenhals für globale Lieferketten werden und eine Rezession in bestimmten Branchen der deutschen Industrie anheizen", warnt der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Die Analysefirma Prognos hat berechnet, dass sich das deutsche Wachstum 2022 durch chinesische Corona-Maßnahmen im Extremfall auf 2,1 Prozent halbieren könnte.

Auch für die Wirtschaft und den Aktienmarkt Chinas bedeuten die weitere Pandemieentwicklung und der Umgang der Regierung damit eine entscheidende Weichenstellung. Denn daraus ergeben sich weitreichende Konsequenzen für das für 2022 angepeilte Wirtschaftswachstum von gut fünf Prozent, für die Geld- und Fiskalpolitik und die Fortsetzung der Regulierungsagenda. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob chinesische Aktien die Talfahrt der vergangenen Monate fortsetzen - oder, zumindest in bestimmten Sektoren, wieder auf die Gewinnerstraße einschwenken. Ein Indiz für die optimistische Variante: Der MSCI China hat seit Beginn des Jahres nur 0,8 Prozent verloren, während die Börsenbarometer MSCI World, S & P 500 oder DAX drei bis vier Prozent im Minus liegen.

Das ergibt durchaus Sinn, denn eigentlich stehen die Vorzeichen für eine positive Entwicklung sehr gut. "China geht einen völlig anderen Weg als der Rest der Welt", sagt Sean Taylor, Chefanlagestratege Asien-Pazifik der DWS. Daher verfügt die Regierung über große Handlungsspielräume: Es gab seit Anfang 2020 weder signifikante Zinssenkungen noch aufgeblähte Konjunkturpakete. Die Staatsverschuldung ist gesunken, die Inflation nicht der Rede wert, und die Aktienbewertungen vor allem im Tech- und Immobiliensektor sind deutlich zurückgekommen.

Stützungsmaßnahmen erwartet

Die Senkung mehrerer Schlüsselzinssätze für Kredite und Hypotheken im Januar zeigt, dass die chinesische Notenbank nun aber bereit ist, das Wirtschaftswachstum zu stützen. "Ich denke, China wird dieses geldpolitische Werkzeug noch weiter nutzen und zusätzlich gezielte Infrastrukturmaßnahmen anstoßen, zum Beispiel im Bereich erneuerbare Energien und Stromnetze", sagt Rob Brewis, Schwellenländer-Fondsmanager bei Aubrey Capital Management. "Das erklärte Ziel der Regierung ist jedoch vor allem, das verfügbare Einkommen der Bürger, insbesondere der Mittelklasse, zu erhöhen. Konsum ist deshalb der wichtigste Wachstumstreiber der Wirtschaft."

Durch Regulierungsmaßnahmen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Immobilien verschafft China den Bürgern also mehr Geld zum Ausgeben. Geld, das zum Beispiel in Elektroautos, Kosmetik oder aber Altersvorsorge fließt. "Allein bei Investmentfonds ist der Absatz im vergangenen Jahr um 35 Prozent gestiegen", sagt Brewis. Er hält daher börsennotierte Vermögensverwalter für attraktive Investments, auch der Bereich Elektromobilität sei noch interessant.

Bin Shi, der Manager des UBS China Opportunity, der auch im offensiven Musterdepot enthalten ist, findet dagegen insbesondere den Healthcare-Sektor für interessant. Die alternde Bevölkerung, der steigende Wohlstand und die Bemühungen der Regierung, flächendeckend Gesundheitsdienstleistungen zugänglich zu machen, sprächen für eine positive Entwicklung bei Pharma- oder Telemedizinunternehmen. Dieser Entwicklung trägt zum Beispiel der VanEck Vectors New China ESG ETF Rechnung (siehe Investor-Info). Der Portfoliomanager sieht auch im Betongold-Segment Chancen. Denn nicht alle Unternehmen seien so hoch verschuldet wie Pleitekandidat Evergrande, seien aber an der Börse in Sippenhaft genommen worden.

Schwieriger gestaltet sich die Beurteilung beim chinesischen Tech-Sektor mit den Anlegerfavoriten Tencent, Alibaba & Co. Sie haben infolge der Regulierungsmaßnahmen aus Peking Milliarden an Marktkapitalisierung verloren. Der Weg an US-Börsen ist deutlich erschwert, und die Vorgaben im Hinblick auf Datenschutz und Cybersicherheit sind wesentlich strenger geworden. Doch viele Ökonomen erwarten keine weiteren Verschärfungen. "Ich wäre überrascht, wenn im Lauf des Jahres eine neue Regulierungskampagne käme", sagt beispielsweise Christopher Smart, Chefstratege von Barings. "Allerdings muss man auch sehen, dass der Tech-Sektor auf der ganzen Welt ins Visier von Behörden geraten ist und dass dies künftig generell ein gewisses Risiko für Investoren in diese Unternehmen darstellt." Für die zumeist an der Hongkonger Börse notierten Internetriesen brauchen Anleger daher wohl weiter starke Nerven.

UBS-Fondsmanager Bin Shi geht davon aus, dass die chinesischen Tech-Riesen im Kerngeschäft weiter wachsen, dass es abseits davon jedoch mehr Raum für Wettbewerber geben wird. Das eröffnet natürlich neue Chancen, die beispielsweise der Robeco Next Digital Billion Fonds nutzen will (siehe Investor-Info). Ins Portfolio kommen hier Firmen, die Bedürfnisse der nächsten Milliarde von Internetnutzern erfüllen. Diese kommen nicht nur aus China, sondern auch aus anderen Schwellenländern.
 

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Öffnungsperspektive durch mRNA

Wie China sich aus der Omikron-Lockdown-Problematik herausmanövrieren könnte, wagt indes kaum ein Investment-Profi zu prognostizieren. Einige erwarten weniger drakonische und mehr zielgerichtete Eindämmungsmaßnahmen. Dass die Grenzen bald wieder öffnen, glaubt dagegen kaum jemand. Immerhin könnten bald Chinas erste eigene mRNA-Impfstoffe zugelassen werden, nachdem Peking die Vakzine von Biontech und Moderna nicht ins Land lässt. Das könnte den bisher dem Vernehmen nach nicht besonders guten Impfschutz der Bevölkerung verbessern und eine Öffnungsperspektive bieten - allerdings wohl nicht in den nächsten Monaten. Das Corona-Risiko bleibt Anlegern also erst einmal erhalten - auch über Olympia hinaus.
 


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