In den vergangenen Jahren ist eine Fülle an neuen, nachhaltigen Fondsprodukten auf den Markt gekommen. Inwieweit kann man deren Marketingversprechen trauen? Bettina Bißwanger, Beraterin für den Bereich Altersvorsorge, Banken und Kredite bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, rät zu gesunder Skepsis und realistischen Vorstellungen davon, was sich mit nachhaltigen Fonds erreichen lässt.
Euro am Sonntag: Was fällt für Sie unter Greenwashing?
Bettina Bisswanger: Meistens ist das übergreifende Problem, dass mit Aussagen wie grün, nachhaltig, CO2-neutral gelockt wird, die nicht wirklich nachprüfbar und teilweise irreführend sind. Die Anlagegesellschaften merken natürlich, dass sich immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher für das Thema begeistern lassen. Aber es gibt nach wie vor keine gesetzliche Definition für das Thema Nachhaltigkeit und keine klaren Vorgaben, was ein nachhaltiges Anlageprodukt können muss. Insofern öffnet das natürlich Tür und Tor, mit irgendwelchen netten Begriffen Werbung zu machen.
Wie verbreitet ist Greenwashing in Ihren Augen?
Dadurch, dass es keine wirkliche Definition für nachhaltige Investments gibt, ist Greenwashing durchaus sehr verbreitet. Die meisten Kunden haben sowieso wenig Lust, sich mit dem Thema Geldanlage zu beschäftigen. Die lassen sich von Schlagworten wie grün und nachhaltig beruhigen und schneller zu einer Unterschrift beziehungsweise einem Fondskauf bringen. Aber selbst wenn jemand viel recherchiert, wird es sehr schwierig herauszufinden, wie eine Anlagegesellschaft beispielsweise bei einem "Best-in-class"-Ansatz das beste Unternehmen einer Branche selektiert. Letztlich ist man an die Nachhaltigkeitsdefinition der Investmentgesellschaft gebunden, die wiederum auch eigene finanzielle Interessen verfolgt.
Oft weicht die Definition des Anbieters ja auch von der des Anlegers ab …
Absolut. Meine Erfahrung als Beraterin ist, wenn Leute nachhaltige Anlage sagen, meinen sie, dass in erneuerbare Energien investiert wird oder vielleicht in vegetarische Produkte oder nachhaltige Tierhaltung. Anbieter nehmen dagegen meistens Negativlisten, definieren tolerierte Umsatzanteile, schließen beispielsweise Atomkraft oder Waffen aus, aber dann bleiben immer noch eine ganze Reihe von Unternehmen, die für den Endverbraucher nicht nachhaltig erscheinen.
Zum Beispiel?
In den Top-Positionen des MSCI World SRI war lange McDonald’s enthalten - aktuell nicht mehr -, das ist nun wirklich ein Unternehmen, das für Verbraucher nichts mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Auch Nestlé, Google oder Facebook werden oft als problematisch empfunden. Aber selbst diese Unternehmen sind teilweise in nachhaltigen Fonds.
Wie ließe sich das Greenwashing eindämmen?
Es wäre sicher einfacher und besser, wenn es eine staatliche, neutrale Stelle gäbe, die auch wirklich kontrollieren kann. Das ist ja auch in Arbeit. Bis dahin muss man einfach sehr genau hinschauen.
Verbessert die EU-Offenlegungs- verordnung die Situation?
Sie ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, allerdings noch wenig konkret. Im Sommer 2022 sollen die nächsten Schritte kommen. Details zur Umsetzung sind jedoch noch nicht bekannt.
Was können Verbraucher einstweilen tun?
Es gibt Ratings von privaten Rating-Agenturen zum Thema Nachhaltigkeit. Aber dabei muss man im Hinterkopf behalten, dass die auch nicht den vollen Einblick haben, weil sie auch nur freiwillige Auskünfte der Anbieter bekommen und sich Geschäftsberichte der in den Fonds enthaltenen Unternehmen anschauen können. Sie haben nicht die Macht, irgendwo Einsicht in die Bücher nehmen zu können. Was noch hinzukommt: Ratingagenturen werden für ihre Ratings bezahlt. Deswegen sind diese Aussagen eben auch nicht zu 100 Prozent verlässlich. Aber selber recherchieren ist letztlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Was raten Sie konkret, wenn man nachhaltig investieren will?
Man muss zuerst für sich selbst definieren, was bedeutet Nachhaltigkeit für mich überhaupt. Im nächsten Schritt kann man abgleichen, ob das irgendwo angeboten wird. Immer unter der Prämisse, dass man sich hier weitgehend auf Versprechen der Anbieter verlassen muss. Oft ist es bei der konkreten Produktauswahl hilfreich, sich die Top-Positionen eines Fonds anzugucken. Wenn man da schon bei einem Unternehmen Magenschmerzen bekommt, ist es wahrscheinlich nicht das richtige Produkt. Man kann auch nachschauen, wie die Anlagegesellschaft in der Vergangenheit auf Hauptversammlungen abgestimmt hat. Auch wenn das keine absolute Garantie dafür ist, dass sie nächstes Jahr nicht anders handeln.
Und bevor man kauft?
Unbedingt auch auf die Kosten achten. Für nachhaltige Produkte wird gerne etwas mehr abkassiert.
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